Persönlichkeiten bilden
Im Dialog: Angehende Erzieher*innen im Gespräch mit Eltern von Kindern mit Behinderung

Im Dialog: Angehende Erzieher*innen im Gespräch mit Eltern von Kindern mit Behinderung

Eines der großen Stichworte im Bereich von Bildung und Erziehung ist die Inklusion. In einer Gesellschaft, die Diversität in zunehmendem Maße anerkennt, wird auch immer mehr Wert darauf gelegt, nicht aufgrund von Unterschieden zu trennen. Seit langem schon bedeutet das, dass Kinder mit Behinderung nicht von Kindern ohne Behinderung getrennt betreut werden sollen. Dies bedeutet aber auch Herausforderungen für Erzieher*innen wie Eltern und Kinder gleichermaßen. Um sich für dieses Thema zu sensibilisieren und besser auf diesen Aufgabenbereich vorzubereitet sein, haben die Schüler*innen der 3BKSPiT3 eine Gesprächsrunde mit Eltern von Kindern mit Behinderung veranstaltet. Es folgt der Bericht einer Schülerin über diese Begegnung:

Schon seit geraumer Zeit beschäftigen wir uns im Handlungsfeld 5 „Unterschiedlichkeit und Vielfalt leben“ mit verschiedenen Auffälligkeiten und Behinderungen, Menschen mit speziellem Förderbedarf sowie dem geschichtlichen Hintergrund, wie sich die Gesellschaft im Laufe der Jahrhunderte zu Menschen mit körperlichen und/ oder psychischen Einschränkungen verändert hat und wie mit diesen Menschen verfahren wurde und wird.

Wir haben in unserer Klasse darüber gesprochen, dass es doch eine gute Möglichkeit ist zum Thema „Lebenslagen und Lebensbewältigung von Familien mit Kindern mit Behinderung“ Eltern, Geschwister und evtl. auch Betroffene selbst zu uns in die Klasse einzuladen, um mit ihnen direkt über das Thema zu diskutieren. Es wurden im Vorfeld einige Personen genannt, welche in Frage kämen und ein Teil dieser Personen konnte auch sicher zu unserer Diskussionsrunde zusagen. Als Klasse überlegten wir uns vorab gezielte Fragen wie zum Beispiel: Wie war es als Sie während der Schwangerschaft von der Behinderung Ihres Kindes erfuhren oder wussten Sie davon gar nichts? Wie wird der Alltag gestaltet? Wie ist es für die Geschwister? Wie geht der Freundeskreis damit um? Kann man in den Urlaub fahren wie andere Familien mit gesunden Kindern? Welche Einschränkungen gibt es da? Usw.

Am Dienstag den 25.01.2022 hatten wir dann drei Gäste bei uns in der Schule. Es nahm eine Mutter von vier Kindern, von denen die jüngste Tochter Trisomie 21 (Down-Syndrom) hat teil, eine Mutter einer Schülerin aus unserer Klasse kam ebenso zu uns und die Schülerin selbst war an der Diskussionsrunde beteiligt. Es war sehr interessant die Eltern und das Geschwisterkind bei uns zu haben, so konnten wir wichtige Informationen aus erster Hand bekommen und auch Dinge erfahren, welche uns noch nicht bewusst waren. Zum Beispiel: Bei der Ultraschalluntersuchung der Mutter mit dem Kind mit Trisomie 21 konnte man nicht definitiv erkennen, ob das Kind eine Behinderung aufweist. Auch, dass die drei älteren Brüder des kleinen Mädchens von Anfang an gar keine Berührungsängste hatten, dass sie von Anfang an voll akzeptiert war. Nur ein Bruder hatte die Hoffnung, dass seine kleine Schwester vielleicht doch noch irgendwann gesund werden kann. Die Mutter musste ihm dann erklären, dass diese Behinderung ein Leben lang bleibt. Die andere Mutter, welche auch bei uns zu Gast war, hat insgesamt drei Kinder, welche alle als Geschwisterkinder adoptiert sind. Zwei Kinder haben Autismus in unterschiedlich ausgeprägten Formen. Auch diese Mutter erzählte uns, dass der Alltag mit zwei Kindern mit Autismus ganz schön schwer sein kann und man vom Freundeskreis doch nicht immer das erhoffte Verständnis bekommt, dass manche Freunde sich sogar teilweise zurückziehen. Die Schülerin unserer Klasse erzählte ebenfalls aus dem Alltag mit ihren zwei Brüdern. Dieser gestaltete sich natürlich anders als bei anderen Familien, da noch individueller auf die Geschwister eingegangen werden musste. Trotzdem sind die Brüder jetzt in der Lage, alleine zu wohnen und zur Arbeit zu gehen. Im Großen und Ganzen war es eine sehr angenehme und entspannte Gesprächsrunde mit vielen wertvollen Informationen und auch wir als Klasse konnten viel von den Teilnehmenden lernen. Der Vormittag war eine große Bereicherung für alle.

Es konnten nicht alle von uns eingeladene Gäste am Austausch in Präsenz teilnehmen. Eine Familie hat sich bereit erklärt, unsere Fragen schriftlich zu beantworten. Wir haben die beantworteten Fragen zwei Wochen später als Klasse gemeinsam gelesen. Dies war sehr rührend.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden für die Offenheit und die ausführliche Beantwortung unserer – teils auch sehr persönlichen – Fragen und die Tipps zum erfolgreichen Umgang mit Kindern mit Behinderung an uns als zukünftige Erzieher*innen!

Zusammengefasst von Rebekka H. (3BKSPiT3)

Einzelne Rückmeldungen aus der Klasse:

„Ich fand den Austausch sehr interessant und konnte all meine Fragen, die mich zu diesem Thema beschäftigt haben, stellen. Als Bereicherung fand ich die Ansicht, dass man das Kind welches geboren wird, so akzeptiert wie es auf die Welt kommen soll. Denn egal wie es auf die Welt kommt, es ist ein Wunder der Natur.“

(Marleen M., 3BKSPiT3)

„Besonders hilfreich fand ich die Tipps von den Müttern für uns Fachkräfte. Es ist wichtig die Kinder gut im Alltag zu beobachten und in engem Austausch mit den Eltern zu sein und zu bleiben.“

(Lea M., 3BKSPiT3)

„Durch den Einblick und das Kennenlernen einer anderer Perspektive war der Austausch sehr informativ und aufschlussreich. Ich habe dadurch die Erkenntnis gewonnen, dass es wichtig ist Unsicherheiten in Bezug auf Kinder mit Behinderungen zu überwinden und den Fokus auf das Wesentliche zu legen, nämlich auf die Individualität und den Charakter eines jeden Kindes.“

(Chiara K., 3BKSPiT3)